August 2020

TikTok vs. Reels – Battle of the Kurzvideos

TikTok gehört nicht nur zu den meist gedownloadeten Apps in 2020 (315 Millionen Downloads, 800 Millionen aktive User weltweit, Quelle: SensorTower), sie hat uns auch praktisch am Leben gehalten, als Corona uns alle zuhause einsperrte. Dabei ist die Content-Keule omnipräsent – und während man sich ein lustiges Video anschaut, werden hunderte weitere 15-Sekünder produziert. Grund genug, sich den Shootingstar mal genauer anzuschauen.

Dachte sich auch Mr. Zuckerberg – und hat mit Instagram Reels kurzerhand ein Feature lanciert, das dem First Mover aus China verdächtig ähnelt. Die Frage ist also: Ergeht es TikTok wie Snapchat 2016 oder kann das Original gegen die Facebook-Gravitation bestehen? Und wo gehe ich eigentlich als Werbetreibender hin und warum?

Wir haben uns beide Tools genauer angeschaut und Funktionen, Vor- und Nachteile für euch festgehalten.

TikTok – Die Erstgeborene
Gestartet Ende September 2016 in China hat TikTok in den letzten Jahren ein so rasantes Wachstum erfahren wie keine andere Social App. Seit 2016 wurde die App weltweit über 2 Milliarden runtergeladen und hat vor allem die Herzen der Gen-Z erobert. Über 60% der Nutzer (Quelle: futurebiz) sind somit zwischen 16 – 24 Jahren. Die hängen ohnehin so viel vor dem Handy wie wir früher vor Knuddels – und statt Fotos teilt man heute eben 15-Sekündige Videos von sich und Freunden mit Musik drunter.

Natürlich brauchen wir in Deutschland für alles wie immer ein wenig länger und während die Download-Zahlen in China und USA explodieren, nutzen hier immerhin schon 5,5 Millionen Menschen die App (Quelle: futurebiz). Kurz zum Prinzip TikTok selbst: Leicht verdauliche Inhalte in Form 15-Sekündiger Videos, die dem Nutzer beim Öffnen der App buchstäblich in die Fr**se fliegen. So far, so simple.

Content Creators (auch Unternehmen!) können sich kreativ austoben: Videos können beliebig aneinandergeschnitten werden und die Musikbibliothek explodiert mit tausenden von Titeln, die frei nutzbar sind. Ein Paradies für alle Kreativköpfe. TikTok gibt den Nutzern zudem einzigartige Interaktionsmöglichkeiten in der Form von Reactions und Duets. Man kann also entweder ein eigenes Video als Antwort zu einem gesehenen Video schicken oder im Split-Screen sein eigenes Video neben ein anderes setzen, um z.B. seinen Senf dazu zu geben.

Und für Werbetreibende?
Geht einiges! Vor allem ist noch echte Viralität möglich: Zum Konsumieren der Inhalte benötigt man keinen Account – und wer es, ob durch Paid-Maßnahmen oder ohne, auf die „für Dich“ Seite schafft, hat die Chance auf Klicks in Millionenhöhe. Besonders in Kombination mit Influencern und/oder Hashtag-Challenges ergeben sich für Unternehmen hier echte Performance-Chancen. Erfolgsbeispiel? Ahoi Brause.

Instagram Reels – Das adoptierte Stiefkind?
So weit so ähnlich: Auch auf Instagram gibt es jetzt mit Reels die Möglichkeit, 15-Sekündige Videos selbst zu produzieren und zu veröffentlichen. Mit Musik. Und sonst?

Weniger: Die Musik-Library steht nämlich zum Beispiel nur Privatnutzern offen. Videos können nicht geschnitten, sondern nur aneinandergereiht werden und die Gestaltungsmöglichkeiten beschränken sich auf die bekannten Features aus den Instagram Stories. So weit, so unkreativ – und vielleicht der Grund, warum wir ganz viele Reels sehen, die eigentlich TikTok-Video-Zweitverwertungen sind.

Reels konkurrieren außerdem mit anderen Inhaltsarten auf Instagram, was der Auffindbarkeit keinen Gefallen tut: Man muss sich zunächst in die Suchfunktion begeben und dann checken, dass sich hinter dem Video ganz oben (ja, das mit dem kleinen „Reels“ Logo) auch weitere Reels verbergen. Die Interaktionsmöglichkeiten beschränken sich ebenfalls auf das Bekannte: Like, comment, share. Innovation? Nyet.

Und wieder die entscheidende Frage: Was bedeutet das für Werbetreibende?

Viralität ist für Reels eher nicht zu erwarten, es sei denn man ist etablierter Influencer oder Mario Neuer. Dafür sorgen sowohl die schlechte Auffindbarkeit als auch die Facebook Algorithmus-Blackbox. Dennoch lässt sich ein stetiger Trend beobachten in denen Reels doch ein Eigenleben entwickeln und somit dennoch relevant für Werbetreibende sind.

Fazit
Für den Moment behält TikTok wohl definitiv den Siegergürtel. Wir sehen hinter Instagram Reels dennoch Potential für Werbetreibende, dessen Langzeiteffekt nur noch nicht messbar ist. Dennoch: Wer es insbesondere auf die Gen-Z abgesehen und in seiner Zielvereinbarung noch ein Viral stehen hat, für den ist TikTok the way to go.

Wer Reels momentan nicht nutzt, hat nichts besser oder schlechter gemacht als vorher. Zumindest bis sich was ändert. Und wer eine Idee für einen Einstieg in TikTok braucht, der kommt zu uns.